[Abkürzungen der
ausgewerteten Tageszeitungen] [NEU: Zur
Suche über alle bisherigen Ausgaben]
[Überblick über sonstige Veröffentlichungen
zum Datenschutz][Hauptseite]
*
"Millionenverluste durch falsche Angaben
/ Erste Ergebnisse des Datenabgleichs in Sozialämtern / Neukölln:
Unstimmigkeiten bei 12 000 von 42 000 Fällen
... ...die aus einer Zentralstelle in Würzburg gelieferten
Daten nach Meinung einiger Sozialpolitiker nicht die besten sind. Die Hinweise
seien oft vage, die Datensätze manchmal sehr alt, klagt Kreuzbergs
Sozialstadträtin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). ... Der Datenabgleich
war und ist heftig umstritten. Kritiker sehen in den Prüfungen den
Datenschutz verletzt. Inzwischen gibt es jedoch eine Anweisung des Senats,
den Abgleich durchzuführen." Tsp 5.6.99 S. 15
*
"'Nur das Ergebnis ist eben schlecht gewesen' /
Polizeipräsident und Innenstaatssekretär vor dem Kurden-Untersuchungsausschuß:
Nur durch ein Versehen wurde Saberschinskys umstrittene Äußerung
aufgezeichnet und danach in der Öffentlichkeit 'fehlinterpretiert'
... Der Polizeipräsident legte Wert auf die Feststellung,
daß das Telefonat ohne sein Wissen mitgeschnitten wurde und er erst
nach Bitten des Innenstaatssekretärs zugestimmt habe, eine Abschrift
des Gesprächs dem Untersuchungsausschuß zur Verfügung zu
stellen. Er sei befremdet darüber, daß die Abschrift vorab den
Medien zugespielt worden und somit eine 'Fehlinterpretation' seiner Äußerung
möglich geworden sei. ... Er will keine juristischen Schritte wegen
des Telefon-Mitschnitts gegen Staatssekretär Böse einleiten:
'Wenn die Justiz dies tun will, dann soll sie.' ... Jeglichen Verdacht
der Intrige, der durch den protokollierten Mitschnitt und dessen Veröffentlichung
aufgekommen war, wies Böse zurück. ... Nach der Sitzung einigten
sich alle vier Fraktionen auf eine gemeinsame Erklärung, in der ausschließlich
das Telefon-Thema behandelt wurde. Demnach hatte Böse den Polizeipräsidenten
aus dem Lagezentrum im Anschluß an eine Schaltkonferenz der Innenministerien
angewählt und einfach versäumt, die zuvor aktivierte Aufnahmefunktion
per Knopfdruck abzuschalten. Saberschinsky hätte zunächst eine
Abschrift abgelehnt, sich nach einem erneuten Telefonat mit Böse aber
dazu bereit erklärt; wohl aus Furcht, ihm könnte das Vorenthalten
von Beweisen zur Last gelegt werden." Tsp 5.6.99 S. 11
"Sicherheit in Berlin / Sind die Tage von
Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gezählt? Ein Ausschuß
will den Tod von vier Kurden aufklären
PARLAMENT / Staatssekretär bestreitet Behörden-Intrige
... Durch eine Indiskretion war das Protokoll des Telefonats,
Teil der Untersuchungsakten, in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Böse
habe vor dem Ausschuß gesagt, daß das Gespräch 'versehentlich'
ohne Wissen Saberschinskys aufgezeichnet worden sei, ... ." BerlZtg
5./6.6.99 S. 18
*
"Kameras auf Schritt und Tritt zur Bekämpfung
der Kriminalität / Die CDU plädiert anhand englischer Erfahrungen
für die Videoüberwachung von Plätzen
... Alleine in der Einkaufsmeile Oxford Street überwachen
16 Kameras das öffentliche Leben. ... 'Ich sage nicht, daß Videoüberwachung
die einzige Lösung gegen Straftaten ist, aber sie ist ein Teil davon',
sagte gestern Allan Hillmann, 'Crime Manager' der Londoner Polizei,
während einer Anhörung im Abgeordnetenhaus. ... Finanziert wird
das Kameranetz mit öffentlichen Geldern sowie Zuschüssen der
Geschäftsleute, die von der britischen Polizei gedrängt werden,
in ihren Läden ebenfalls Kameras zu installieren und sie an die Polizeiüberwachung
anzuschließen. Im Gegenzug stellen die Sicherheitsbehörden den
Händlern Fotos von Verdächtigen zur Verfügung. Hillman ergänzte
allerdings, daß ein Großteil der Straftaten durch die Kameras
nur verdrängt und nicht beseitigt wird. ... Der innenpolitische Sprecher
der CDU, Roland Gewalt, sprach nach der Anhörung von 'großen
Erfolgen' der Videoüberwachung, 'insbesondere im Bereich der vorbeugenden
Verbrechensbekämpfung', und forderte erneut ein entsprechendes Gesetz.
Dagegen sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Eberhard Schönberg,
die Kriminalität könne man so nicht zurückdrängen,
sondern nur bestimmte Orte sicherer machen." Tsp 5.6.99
S. 10
"Scotland Yard als Vorbild / CDU-Anhörung
zur Videoüberwachung von Kriminalitätsschwerpunkten
... London habe vier Jahre gebraucht, um die Innenstadt großräumig
mit Videokameras auszustatten, sagte Hillman. ... Die Polizei warnt
Geschäftsleute, wenn Videos zeigen, daß einschlägig bekannte Kriminelle
unterwegs sind. Fotos von ihnen, die dann geschickt werden, sind aus Datenschutzgründen
nur mit Nummern versehen. Wenn Videos nicht für Gerichtstermine erforderlich
sind, müssen sie nach 31 Tagen vernichtet werden." MoPo
5.6.99 S. 10
"Videokameras an alle gefährlichen Orte Berlins?
... Für den Einsatz der Kameras fehlen in Berlin allerdings
noch die gesetzlichen Voraussetzungen. Dazu müsse das Polizeigesetz
geändert werden, so Gewalt. Einen dementsprechenden Gesetzentwurf
der CDU hatte die SPD im Mai vergangenen Jahres abgelehnt. 'Grundsätzlich'
sei die SPD nicht gegen Videoüberwachungen, sagte ihr innenpolitischer
Sprecher Hans-Georg Lorenz. Bei möglichen Koalitionsverhandlungen
im Herbst, sagte Roland Gewalt, wolle die CDU das Thema 'auf den Tisch'
legen." WELT 5.6.99 S. 34
"CDU wünscht sich den Big Brother / Anhörung
zur Videoüberwachung ergibt: egal ob Millionen Kameras in Großbritannien
oder eine in Leipzig, der Effekt sind weniger Straftaten, aber Verdrängung
an diesen Orten
... ...obwohl sich gerade erst der sachsen-anhaltinische Datenschützer
Kalk sehr besorgt über die zunehmende Überwachung des öffentlichen
Raumes geäußert hat: die Union will die Videoüberwachung
öffentlicher Plätze in Berlin durchsetzen." taz 5./6.6.99
S. 22
"PRO & CONTRA: Sollen gefährliche
Plätze in Berlin mit Videokameras überwacht werden?
Berlins Christdemokraten fordern die Installation von Videokameras
an gefährlichen Plätzen. SPD und Opposition lehnen
dies ab. Während die Befürworter damit argumentieren, die Gewalt
würde an den überwachten Orten zurückgehen, sind Kritiker
der Meinung, die Verbrechen würden lediglich verdrängt.
In Leipzig gibt es seit 1995 Videoüberwachungen, im vergangenen Jahr
wurden drei Verbrechen durch die Kameras aufgeklärt. ... Aber was
spricht dagegen, dort Videokameras zu installieren, wo sich die Kriminalität
konzentriert? Eigentlich nichts. ... Hierzulande muß allerdings vom
Gesetzgeber gewährleistet sein, daß alle Bänder mit harmlosen
Aufzeichnungen auch tatsächlich wieder gelöscht werden und nicht
aufgrund der Sammelwut von Polizei und möglicherweise Geheimdiensten
in irgendwelchen Archiven zur weiteren 'präventiven' Verwendung aufbewahrt
werden. ... In London wird derzeit ein System erprobt, das alle von
der Kamera erfaßten Gesichter mit gespeicherten Mustern - beispielsweise
den Merkmalen von gesuchten Tätern - vergleicht. Stimmt ein Muster
mit einem der gefilmten Gesichter überein, ertönt ein Alarmsignal.
Soweit darf es dann aber nicht gehen. Denn 1984 ist bereits sei 15 Jahren
vorüber. ... Die Videoüberwachung ist teuer, verdrängt
die Kriminalität, anstatt sie zu verringern und sie opfert, ganz selbstverständlich,
ein entscheidendes Stück des Persönlichkeitsrechts. ... Wohlgemerkt,
die anlaßbezogene Videoüberwachung ist in Berlin bereits erlaubt;
es geht um das anlaßunabhängige Überwachen rund um die
Uhr." Tsp 6.6.99 S. 10
"Wie viele Augen braucht die Polizei?
... ...gibt es schon seit etwa drei Jahren eine Kamera, die
das Gelände um den Leipziger Hauptbahnhof im Auge hat. Bald,
wenn die gesetzliche Voraussetzung trotz Datenschutz gegeben ist,
sollen weitere Kameras aufgestellt werden. ... Aber kann man ein britisches
Konzept so einfach übernehmen? Berlin ist nicht London. ... Der
Preis für 'Big brother ist watching you': Wer gemütlich durch
Londons City spaziert, wird von etwa 300 Kameras verfolgt. Wollen die Berliner
das? Mit solchen Kameras hat schließlich auch die Stasi schon gearbeitet."
BerlZtg 5./6.6.99 S. 17
*